Geschichte

Ein Dorf in Tirol

Funde bezeugen die Besiedlung des Gebietes in der Bronzezeit. Auffallend ist, dass sich die Fundstellen in der Nähe von Quellen und des leicht knetbaren Tons finden. Die erste Erwähnung des Ortes als Pauminkircha viculum erfolgt in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts, die der Herren von Baumkirchen 1223.

Im Steuerregister von 1313 wird der Ort als selbständige Steuer- und Flurgemeinde angeführt. Pfarrlich gehörte Baumkirchen zur Doppelpfarre Mils-Baumkirchen, doch wurde 1431 der Sitz des Pfarrers nach Baumkirchen verlegt.1602 wurden dann beide Orte selbständige Pfarreien. Der heutige Bau der Pfarrkirche zum heiligen Lorenz, die urkundlich 1310 genannt ist, ist im wesentlichen spätgotisch. Die Kirche muss im 18. Jahrhundert barockisiert worden sein, da sie 1896 „regotisiert“ wurde und anlässlich einer Restaurierung im Jahre 1950 vom Restaurator Willi Ghetta barocke Deckenbilder freigelegt wurden. Die letzte Restaurierung von 1970 hat den ursprünglichen gotischen Charakter weitgehend wiederhergestellt, wobei die neugotischen Altäre von 1896 entfernt wurden. Die neuen Glasfenster wurden nach Entwürfen von Prof. Fred Hochschwarzer hergestellt. Auch an dieser letzten Restaurierung war der in Baumkirchen ansässige Restaurator Willi Ghetta maßgeblich beteiligt.

Die St.-Anna-Kapelle gegenüber dem Badhaus wurde 1645 vermutlich nach dem Plan des Haller Damenstiftsarztes Dr. Hippolyt Guarinoni erbaut. Schloß Wohlgemutsheim am Nordende des Dorfes soll nach Burglechner 1474 von Paul Heuberger, die Schlosskapelle zu Ehren der 14 Nothelfer von Paul Kripp vor 1517 erbaut worden sein. 1587 ging der Besitz durch Kauf auf Erzherzog Ferdinand II. und 1622 auf das Haller Damenstift über. Im 17. Jahrhundert war die Kapelle so verfallen, dass sie für gottesdienstliche Zwecke nicht mehr verwendet werden konnte. Das heutige Patrozinium der Heiligen Dreifaltigkeit lässt daher auf eine zweite Weihe schließen. Letzter adeliger Besitzer des Schlosses war Christof Bernhard Graf Galen, der am 5. Mai 1973 als Wohltäter und Ehrenbürger der Gemeinde Baumkirchen im 88. Lebensjahr gestorben ist. Er ließ 1955 die Kapelle von Willi Ghetta restaurieren, der drei Deckenbilder aus dem Ende des 17. Jahrhunderts freilegte, die auf das alte Patrozinium (14 Nothelfer) bezogen sind.

1959 verkaufte Graf Galen den gesamten Besitz an die Don-Bosco-Schwestern, die 1966 südlich des Ansitzes einen Kindergarten errichteten und auch andere bauliche Veränderungen vorgenommen haben, sodass das Haus als Kloster, Exerzitienhaus und Jugendzentrum dienen kann. Das Badhaus, am westlichen Eingang des Dorfes gelegen, war einmal als Frauenbad weithin bekannt. Guarinoni bemerkte 1692, dass das Bad schon vor mehr als hundert Jahren bestanden habe. Das heilkräftige Wasser floss aus 12 Quellen, die während der Erdbebenperiode verschüttet wurden. Später kam eine durch Entdeckung der Wassergänge wieder in Verwendung. Nach Dr. Öllacher handelte es sich um eine erdig-salinische Quelle mit Chlor, Kohlensäure, Kieselsäure, Magnesia, Natrium, Tonerde und Esenoxidul. In den fünfziger Jahren fiel die Quellfassung gegenüber dem Badhaus und 1983 auch das Badhaus selbst dem Straßenbau zum Opfer, Lediglich die Straßenbezeichungen „Badbichl und Badanger“ sind geblieben. Erwähnenswert ist der Lehmreichtum des nördlichen Waldrückens gegen Fritzens, der den Betrieb der Fritzner Ziegelbrennerei ermöglicht. Da die einstigen Lehmschichten von Fritzens heute längst abgebaut sind, ist sie auf den Lehmreichtum von Baumkirchen angewiesen.